Erkrankungen der Kopfhaut und des Haars
Einleitung
Insbesondere das Haar der Kopfhaut ist von enormer soziokultureller Bedeutung. Das Haar und die Kopfhaut haben nicht nur biologische Schutzfunktionen (Wärme, Kalte, UV-Strahlung, etc.) zu erfüllen, sondern dienen schon seit es die Menschheit gibt, als Schmuck oder aber z.B. als Machtsymbol. In älteren, noch heute existierenden Kulturen gilt z.B. die Kahlrasur des Kopfes als Demütigung oder Strafe. Entsprechend wurde früher auch regelmässig Gefangenen und Verurteilten der Kopf kahl geschoren – eine auch aktuell, heutzutage jedoch mehr aus praktischen Gründen, noch gängige Praxis.
Definition
Auch wenn in medizinischen Belangen oft vereinfachend von «Haarerkrankungen» gesprochen wird, so liegen streng genommen in den meisten Fällen von «Haarerkrankungen» entweder Erkrankungen des sog. «Haarfollikels» oder aber der Kopfhaut selbst, bzw. Kombinationen von Letzteren vor. Man unterscheidet entzündliche von nicht entzündlichen Erkrankungen. Bei den entzündlichen Haar- und Kopfhauterkrankungen wiederum lassen sich mikrobielle (d.h. durch Pilze, Bakterien oder Viren verursachte) von sterilen (d.h. in Abwesenheit von Mikroben auftretenden) Erkrankungen (z.B. Kopfhautekzeme, Psoriasis etc.) abgrenzen. Ferner kommen auch parasitäre Erkrankungen (z.B. Kopfläuse) von Haar und Kopfhaut vor. Untenstehend eine kurze Aufstellung der häufigsten Ursachen von Kopfhaut- und Haarfollikelerkrankungen:
Bakterielle Entzündungen der Kopfhaut (sog. «Bakterielle Follikulitis»)
Meist sind es Staphylokokken, gelegentlich auch andere Bakterienformen, die Ursache bakteriell bedingter Haarfollikelentzündungen sind. Bakterielle Follikulitiden können primär oder im Verlauf bzw. als Folge anderer Kopfhauterkrankungen auftreten. In der Untersuchung finden sich eitrige Hautläsionen (sog. «Pusteln») die oftmals vom Betroffenen infolge bestehenden Juckreizes zerkratzt werden. Hierdurch kommt es jedoch zu einem Fortschreiten und einer weiteren Ausbreitung der Entzündungsreaktion. Folgende Faktoren begünstigen die Entstehung bakterieller Kopfhautentzündungen:
- Verstärktes Schwitzen
- Feucht-warmes Klima oder Arbeitsumfeld (z.B. Köche, Büglerinnen, etc.)
- Häufiges Tragen von Kopfbedeckungen (z.B. Schutzhelme)
- Verstärkter Talgfluss (Seborrhoe)
- Genetisch bedingte, erweiterte Follikelöffnungen
- Vorbestehende Kopfhauterkrankungen (z.B. Ekzeme) etc
Die Therapie bakterieller Kopfhauterkrankungen erfolgt – abhängig von der Situation und den vorliegenden Keimen – mit spezifischen Antibiotika in lokaler oder systemischer (Tabletten), allenfalls auch in kombinierter Form.
Beispielbilder
Büschelhaarfollikulitis
Follikulitis
durch Staphylokokken
Vernarbende Folikulitis
bei Lichen ruber
der Kopfhaut
Pilzerkrankung der Kopfhaut (sog. «Tinea capitis»)
Verschiedene Pilzarten können (abhängig von Land/Kontinent) zu Infektionen der Kopfhaut mit unterschiedlich stark ausgeprägter, begleitender Entzündungsreaktionen führen. In leichteren Fällen und bei oberflächlichem Befall findet sich lediglich eine milde bis mässig starke, verstärkte Schuppung und/oder Krustenbildung der Kopfhaut. Haarausfall kann in solchen Situation gänzlich fehlen. Bei ausgeprägtem Befall finden sich hingegen nicht selten eitrige Entzündungsherde mit ausgeprägten, festanhaftenden Krusten und begleitendem (durch Haarbruch bedingtem) Haarausfall. Hierdurch bedingt können im Bereiche der Entzündungsherde kleine, fleckförmige und haarlose Stellen entstehen. Bei unzureichender oder zu spät einsetzender Therapie droht bei stark entzündlichen Pilzerkrankungen der Kopfhaut eine narbige Abheilung mit Hinterlassung dauerhafter, haarloser Stellen.
Überträger von Pilzsporen können unter anderem Haustiere (wie z.B. Katzen oder Meerschweinchen) sein. Deshalb sollten beim Vorliegen bestimmter Pilzinfektionen beim Menschen auch die Haustiere – in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt – in die Abklärungen und Therapie mit einbezogen werden.
Je nach Diagnose und Art der Pilzerkrankung der Kopfhaut wird diese lokal oder systemisch (d.h. in Tablettenform) mit Antimykotika (Pilzmitteln) behandelt.
Kopfläuse («Pediculosis capitis»)
Der Befall der Kopfhaut mit Läusen stellt eigentlich keine echte Haar- oder Kopfhauterkrankungen dar. Nicht selten können jedoch bei starkem Juckreiz und damit verbundenem Kratzen sekundär entzündlichen Veränderungen der Kopfhaut auftreten (z.B. bakterielle Kopfhautinfektionen). Kopfläuse werden von Mensch zu Mensch übertragen – und dies vor allem in engeren Lebensgemeinschaften (Familie, Kindergärten, Schulen, Gefängnisse, etc.). Die 2-3.5 mm langen Läuse sind von blossem Auge nicht immer leicht erkennbar und werden oft als «Schuppen» verkannt. Die Parasiten saugen in regelmässigen Abständen Blut von der Kopfhaut. Dabei mit dem Hautgewebe in Kontakt kommende Substanzen des Speichels der Läuse führen zu Juckreiz und verleiten Betroffene zum Kratzen. Die Läuse kleben ihre Ei-Pakete kopfhautnahe an die Haare. Mehrere Tage später schlüpfen aus den sog. «Nissen» Larven. Die Behandlung wird mit Parasiten abtötenden Shampoos oder Cremen durchgeführt und muss wiederholt und streng nach Anweisung des Arztes durchgeführt werden. Ebenfalls sollten nahe Kontaktpersonen der Betroffenen auf einen Kopflausbefall hin untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.
Kreisrunder Haarausfall (Alopezia areata)
Beim kreisrunden Haarausfall handelt es sich um eine nach heutigem Wissensstand nicht selten auftretende, sog. «Autoimmunerkrankung». Hierunter versteht man eine überschiessende und unkontrollierte, entzündliche Abwehrreaktion des eigenen Immunsystems gegen körpereigenes Gewebe. Beim kreisrunden Haarausfall sind die Kopfhaut und der Haarfollikel Ziel dieser Entzündungsreaktion. Es treten hierbei meist solitäre, manchmal aber auch zahlreiche, kreisrunde und haarlose Hautstellen auf. Betroffen können das Kopfhaar, aber auch andere behaarte Körperstellen (wie z.B. Wimpern, Brauen, Scham- und Achselbehaarung) sein. Im Randbereich der haarlosen Entzündungsherde lassen sich die Haare – gebunden an die Aktivität der Erkrankung – meist sehr leicht auszupfen. Der Verlauf der Erkrankung lässt sich nicht sicher voraussagen. Meist ist jedoch der Haarausfall lokalisiert und reversibel – d.h. es kommt mit, teilweise auch ohne Therapie, innert mehrerer Wochen zu einer Abheilung der haarlosen Stellen. Die ersten nachwachsenden Haare sind typischerweise meist weiss – später nachwachsende Haare dann aber in der Regel wieder von normalem Farbton. Die Therapie dieser nicht seltenen Erkrankung wird in der Regel mit entzündungshemmenden, lokalen Kortison-Crèmes und -Lotionen durchgeführt.
Ergänzende und unterstützende Massnahmen
Alopezia areata des Bartes
Alopezia areata des Hinterkopfs
Hormonell bedingter Haarausfall (Androgenetisches Effluvium (AE) - «Alopezia androgenetica»)
Das androgenetische Effluvium wird, wie der Name es vermuten lässt, durch «Androgene» (bestimmte, männliche Geschlechtshormone) verursacht und tritt genetisch und damit familiär gehäuft auf. Meist sind Männer und diese in aller Regel viel früher und stärker als Frauen von androgenetischem Effluvium betroffen. Während sich bei Männern ein AE oft schon in jüngeren Jahren – initial meist in Form von «Ratsherrenecken» -manifestiert , tritt bei Frauen die Erkrankung meist erst ab der Menopause und in Form eines diffusen, meist aber scheitelbetonten Verteilungsmusters auf. Die Behandlung erfolgt – bei Therapiewunsch – meist mit lokalen, das Haarwachstum fördernden Medikamenten, bei Männern auch in Form eines das verursachende Hormon hemmenden Medikaments in Tablettenform. Die Therapie des genetisch bedingten, hormonellen Haarausfalls wird in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt, wohl aber die Abklärung beim Hautarzt.
Zusammenfassend
Welche Art von Haar- oder Kopfhauterkrankung bei Ihnen allenfalls vorliegt und ob, bzw. wie diese behandelt werden kann oder muss, bzw. welche Vor- und Nachteile die entsprechenden Therapien haben, werden wir gerne in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen besprechen.
Beispielbilder
Androgenetisches Effluvium mit
Alopezie vor Therapie
Androgenetisches Effluvium mit
Alopezie unter Tx. mit Finasterid
Haben Sie weitere Fragen?
Bitte beachten Sie, dass die oben genannten Informationen eine seriöse, ärztliche Beratung nicht ersetzen können. Sollten Sie weitere Fragen haben, so kontaktieren Sie uns unter der Nummer +41 (0)44 431 36 36. Sehr gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen Termin für ein persönliches und individuelles Beratungsgespräch, bzw. erstellen für Sie gegebenenfalls einen individuellen Behandlungsplan.